Das Hautmikrobiom unserer Pferde ist ein faszinierendes Ökosystem, das eine entscheidende Rolle für die Gesundheit ihrer Haut spielt. Obwohl beim Pferd die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt, wissen wir bereits, dass eine vielfältige Mikrobenpopulation die Pferdehaut besiedelt.
Die Schlüsselrollen des Hautmikrobiom des Pferdes
Die Mikroben Population auf der Haut unter Pferde wirkt sich in vielerlei Weise auf die Gesundheit aus. Die wichtigsten Funktionen der kleinen (Mit)Bewohner sind folgende:
1️⃣ Schutz vor Krankheitserregern: Es bildet eine natürliche Barriere gegen schädliche Mikroorganismen, indem es mit ihnen um Nährstoffe und Raum konkurriert, was deren Wachstum und Ausbreitung hemmt.
2️⃣ Immunregulation: Das Mikrobiom interagiert mit den Immunzellen der Haut und hilft, eine angemessene Immunantwort zu regulieren. Es "trainiert" das Immunsystem des Pferdes, um auf schädliche Mikroben zu reagieren, während es gleichzeitig eine übermäßige oder schädliche Immunreaktion auf harmlose oder nützliche Mikroben verhindert.
3️⃣ Hautgesundheit und -integrität: Es trägt zur Gesundheit und Integrität der Haut bei, indem es hilft, den pH-Wert zu regulieren (Stichwort Säureschutzmantel) und nützliche Substanzen zu produzieren. Einige Mikroben können beispielsweise Fettsäuren herstellen, die zur Aufrechterhaltung der Hautbarriere beitragen.
Die Rolle des Hautmikobioms bei Krankheiten
Es ist daher nicht überraschend, dass das Hautmikrobiom bei verschiedenen Hauterkrankungen eine Rolle spielt. Eine der am besten untersuchten Hauterkrankungen bei Pferden ist das Sommerekzem. Es wird vermutet, dass Veränderungen im Hautmikrobiom, bekannt als Dysbiose, zur Schwere des Sommerekzems beitragen können. Dysbiosen können dazu führen, dass schädliche Mikroben überwiegen und/oder dass die Vielfalt der Mikroben abnimmt, was die Haut anfälliger für Entzündungen und Schäden machen kann.
Mikrobiomfreundlichen Pferdepflege
Verschiedene Faktoren, wie Pflegemittel oder Insektensprays, können das Hautmikrobiom stören. Daher ist es wichtig, mikrobiomfreundliche Pflegemittel zu verwenden, insbesondere wenn die Hautbarriere bereits gestört ist.
Bei der Wahl von Pflegeprodukten solltest du vor allem auf diese Substanzgruppen achten und im Zweifel eine Alternative ohne den jeweiligen Stoff verwenden:
1️⃣ Konservierungsmittel: Sie schützen Produkte vor Bakterien und Pilzen, können aber auch das Mikrobiom der Pferdehaut stören.
⤖ Beispiele: Parabene, Formaldehyd, Methylisothiazolinon
2️⃣ Alkohole: Sie können die Haut austrocknen und das natürliche Öl, das das Mikrobiom schützt, entfernen.
⤖ Beispiele: Ethanol, Isopropanol, Benzylalkohol
3️⃣ Insektenrepellents: Gerade Insektizide wie Permethrin sind per Definition giftig und können das Hautmikrobiom nachhaltig beeinträchtigen.
⤖ Beispiele: DEET, Permethrin, Citronella
4️⃣ Tenside/Detergenzien: Sie reinigen die Haut, können aber auch natürliche Öle entfernen und das Hautmikrobiom stören.
⤖ Beispiele: Natriumlaurethsulfat, Ammoniumlaurylsulfat, Coco-Betain
5️⃣ Ätherische Öle: Ätherische Öle sind eine tolle Möglichkeit, auf natürliche Weise Insekten oder Parasiten abzuwehren. Sie können je nach Öl und Konzentration aber auch eine teilweise erwünschte antibakterielle Wirkung haben und damit auch das Hautmikrobiom stören. Sie sollten daher, obwohl natürlich, nur verdünnt und mit Bedacht eingesetzt werden.
⤖ Beispiele: Teebaumöl, Lavendelöl, Eukalyptusöl
Nicht allen genannten Stoffe ist bereits eine mikrobiomstörende Wirkung speziell auf der Haut nachgewiesen worden, allerdings lassen der Wirkmechanismus und auch Studien, die z.B. Auswirkungen auf das Mikrobiom von Böden oder Gewässern untersucht haben, darauf schließen, dass auch Mikroorganismen auf der Haut negativ von ihnen beeinflusst werden. Gerade wenn ihr euer Pferd vielleicht jetzt im Sommer komplett wascht, solltet ihr auf möglichst mikrobiomfreundliche Produkte achten (oder vielleicht einfach nur Wasser verwenden).
Es ist aber auch wichtig, dass nicht alle Produkte, die diese Inhaltsstoffe enthalten, als schädlich oder negativ betrachtet werden sollten. Sie haben ihre Funktionen und Berechtigung und können in bestimmten Situationen sogar das "kleinere Übel" sein. Das Wissen um ihre möglichen Auswirkungen ermöglicht es uns, bewusste Entscheidungen über ihre Verwendung zu treffen. Darüber hinaus variiert die Wirkung dieser Stoffe auf das Mikrobiom stark je nach Konzentration und Anwendungsweise.
Wie bei allem gilt also: achtsamer und gezielter Einsatz sind der Schlüssel!
Über mich:
Ich bin Michelle und lebe mit meinen beiden Pferden Fjörnir und Vindur in der schönen Bielefelder Senne und habe das Glück mit Equiflora meine beiden großen Leidenschaften Pferde und die (Mikro)biologie verbinden zu können. Ich bin mit Pferden aufgewachsen und beschäftige mich als Biotechnologin und Molekularbiologin seit bald sieben Jahren als Wissenschaftlerin in der industriellen Forschung mit dem Mikrobiom von Tieren und Menschen. Meine Begeisterung für Pferde und Mikroorganismen hat mich zur Pferdeernährung geführt.
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