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Rationsbilanzierung: die trügerische Sicherheit einer perfekten Versorgung unserer Pferde

Die optimale Versorgung des Pferdes mittels Rationsbilanzierung - eine vermeintlich einfache Rechnung mit Bedarfs- und Futterwerten, bei der jedoch ein großer Teil von dem, was unser Pferd ausmacht, gar nicht berücksichtigt wird. Das Pferd ist nicht nur ein einzelner Organismus, sondern ein komplexes Ökosystem aus dem Pferd als Wirt und all seinen mikrobiellen Bewohnern. Es ist ein Holobiont (holos = alles/gesamt, bios = Leben): die Organe und Gewebe des Pferdekörpers stellen eigene Ökosysteme inklusive ihrer Mikroorganismen dar.


Ein Holobiont ist mehr als die Summe seiner Teile, in dem Wirt und Mikroorganismen eng miteinander interagieren und sich gegenseitig beeinflussen.


⤐ Die mikrobiellen Lebensformen im Holobiont erfüllen wichtige Funktionen, die über die des Wirts allein hinausgehen. Sie tragen zum Stoffwechsel, zur Verdauung, zur Nährstoffaufnahme und zum Schutz vor pathogenen Organismen bei. Außerdem beeinflussen sie das Immunsystem und können sogar das Verhalten des Wirts steuern.

Umgekehrt beeinflusst auch der Wirt das Mikrobiom. Zum Beispiel beeinflusst die Zusammensetzung der Nahrung, die der Wirt aufnimmt, die Zusammensetzung des Darmmikrobioms.


🐴 Viele übliche Praktiken in der Pferdefütterung, so auch Rationsberechnungen, fokussieren sich allein auf den Wirt (das Pferd). Ein paar Beispiele:


⤐ Fütterung die auf Heu und Mineralfutter beschränkt ist („denn mehr braucht ein Pferd nicht“): dem Darmmikrobiom fehlen wichtige sekundäre Pflanzenstoffe und der Input an neuen Mikroorganismen aus frischer Nahrung, hohe Konzentrationen bestimmter Mineralstoffe hemmen wiederum wichtige Bakterien.


⤐ Das Pferd wird mit synthetischen oder konzentrierten Mineralstoffe, Vitaminen, Aminosäuren usw. auf Molekülebene rechnerisch bestens versorgt: dem Darmmikrobiom fehlen die komplexen Zellwandstrukturen, die seine Hauptnahrung sind.

Das heißt im Klartext: Nur weil der Pferdeorganismus basierend auf einer Rationsbilanzierung optimal versorgt zu sein scheint, heißt es noch lange nicht, dass seine mikrobiellen Mitbewohner gut gedeihen können.

Das Ergebnis sind verarmte und gestörte Mikrobiome und unzählige damit verbundene Folgeerkrankungen, die wir tagtäglich als sogenannte Zivilisationserkrankungen bei unseren Pferden sehen.


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Über mich:

Ich bin Michelle und lebe mit meinen beiden Pferden Fjörnir und Vindur in der schönen Bielefelder Senne und habe das Glück mit Equiflora meine beiden großen Leidenschaften Pferde und die (Mikro)biologie verbinden zu können. Ich bin mit Pferden aufgewachsen und beschäftige mich als Biotechnologin und Molekularbiologin seit bald sieben Jahren als Wissenschaftlerin in der industriellen Forschung mit dem Mikrobiom von Tieren und Menschen. Meine Begeisterung für Pferde und Mikroorganismen hat mich zur Pferdeernährung geführt.



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