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AutorenbildMichelle

Der Sinn und Unsinn von Darmfloraanalysen beim Pferd

Darmfloraanalysen, auch Kot-Screens oder Darm-Checks, genannt gehört neben Darmsanierungen und Probiotika zur Top 1 der Ratschläge, wenn es um Störungen des Darmmikrobioms beim Pferd geht. Leider sind diese Analysen von Kotproben oft auch genau so wenig hilfreich, denn das Darmmikrobiom können sie bedingt durch die Methode gar nicht erfassen. Eine Darmlforaanalyse ist eine Mikrobiomanalyse.



Darmfloraanalysen beurteilen nicht das Darmmikrobiom

Die Kultivierung der Mikroorganismen aus einer Kotprobe des Pferdes im Labor analysiert nicht das Darmmikrobiom.

Warum ist das so? Die Diversität, also das Artenreichtum, ist das wichtigste Charakteristikum eines gesunden Darmmikrobioms. Und genau das kann eine Darmfloraanalyse gar nicht beurteilen.

Für eine Darmfloraanalyse wird eine Kotprobe in ein Labor geschickt und das Labor züchtet die Mikroorganismen an, die die Liegezeit des Kots bis zur Probensammlung und die Versandzeit bis dahin überlebt haben und dann auch noch so genügsam sind, unter den Kultivierungsbedinungen zu wachsen und identifizierbare Kolonien zu bilden.


Das Problem hierbei: Schätzungsweise sind 60% und 99% der Organismen mikrobieller Gemeinschaften aus verschiedenen Umgebungen aktuell nicht im Labor kultivierbar – das trifft auch auf den Pferdekot zu.

Einfach gesagt: mit einer Darmflora-Analyse auf das Mikrobiom zu schließen, ist wie durch ein winziges Schlüsselloch auf den riesigen Raum dahinter zu schließen.


Neue Sequenziertechnologien haben die Mikrobiomforschung auf revolutionäre Weise verändert und wir wüssten heute so gut wie nichts über Mikrobiome, wenn wir uns immer noch auf die klassische Mikrobiologie verlassen würden.

Auch die Interpretation der Ergebnisse der Kotprobe ist problematisch

Ein weiteres Problem der Darmfloraanalysen ist die Interpretation: Den wenigen Arten, die man nachweisen kann, wird eine Bedeutungen zugeschrieben, die sie nach Stand der Forschung nicht haben (das beste Beispiel sind die als sehr wichtig interpretierten Milchsäurebakterien (Lactobacillen, Streptococcen und Enterococcen) und basierend darauf eine Dysbiose attestiert, die nicht selten mit Milchsäurebakterienstämmen aus dem Humanbereich therapiert werden soll. Warum genau solche Milchsäurebakterien keine geeignete Probiotika für Pferde sind, kannst du in diesem Blog-Artikel nachlesen: Milchsäurebakterien zur Behandlung von Dysbiosen bei Pferden.


Ausnahmen für sinnvolle Ergebnisse einer Darmfloraanalyse sind die Nachweise pathogener Keime. Auch hier muss die Interpretation des Labors mit Vorsicht genossen werden (Clostridium ist nicht gleich Clostridium). Labore messen auch den pH Wert des Kots – der ist ein Parameter der direkt mit der Zusammensetzung und Aktivität des Darmmikrobioms zusammenhängt. Allerdings könnt ihr ihn auch Zuhause selbst bestimmen.


Das Darmmikrobiom kann nur mit einer erbgutbasierten Darmmikrobiomanalyse beurteilt werden

Die Darmfloraanalyse ist NICHT das selbe wie eine Mikrobiomanalyse.

Bei der Mikrobiomanalyse mittels erbgutbasierter Sequenziermethoden werden alle Spezies erfasst, die ihren genetischen Fingerabdruck im Kot hinterlassen haben. Egal ob sie durch den Transport schon abgestorben sind oder vielleicht nicht unter Laborbedingungen wachsen würden.

Aber keine Sorge, damit weisen wir keine Mikroorganismen nach, die dein Pferd vielleicht schon seit Jahren nicht mehr in sich trägt: abgestorbene Bakterien werden im Darm und frischen Kot schnell recycelt und daher ist auch ihre DNA nicht ewig nachweisbar. Trotzdem sind die Proben beim Versand stabil: sie werden nämlich einer DNA-Stabilisierungslösung verschickt.


Übrigens beruhen auch alle Studien, die das Pferdedarmmikrobiom untersuchen auf Sequenziertechnologien - wir wüssten heute so gut wie nichts über Mikrobiome, wenn wir uns immer noch auf die klassische Mikrobiologie verlassen würden.


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Die Wiederherstellung der natürlichen Artenvielfalt und die Therapie von Dysbiosen sind die Basis meines Online-Kurses „Mikrobiomfreundliche Pferdeernährung“.


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Über mich:

Ich bin Michelle und lebe mit meinen beiden Pferden Fjörnir und Vindur in der schönen Bielefelder Senne und habe das Glück mit Equiflora meine beiden großen Leidenschaften Pferde und die (Mikro)biologie verbinden zu können. Ich bin mit Pferden aufgewachsen und beschäftige mich als Biotechnologin und Molekularbiologin seit bald sieben Jahren als Wissenschaftlerin in der industriellen Forschung mit dem Mikrobiom von Tieren und Menschen. Meine Begeisterung für Pferde und Mikroorganismen hat mich zur Pferdeernährung geführt.





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